Die Alsterdorfer Anstalten zur NS-Zeit und die Ermordung von Bewohnerinnen und Bewohnern

Die Zustimmung, Mittäterschaft und schließlich Verwicklung der damaligen Alsterdorfer Anstalten in das nationalsozialistische Programm der „Erb- und Rassenpflege“ war eng mit zwei Personen verbunden: Anstaltsdirektor Pastor Friedrich Lensch und Oberarzt Dr. Gerhard Kreyenberg. Beide stimmten 1933 dem neuen NS-Staat aus voller Überzeugung zu, begrüßten die staatlichen Maßnahmen der Rassenhygiene und schlossen sich dem herrschenden Antisemitismus an.

In der Folge sind fast 300 Bewohnerinnen und Bewohner Alsterdorfs zwangssterilisiert worden.

1938, zeitgleich mit der Enthüllung des Altarbildes, wurden auf Initiative von Pastor Lensch hin die als jüdisch geltenden Anstaltsbewohnerinnen und -bewohner in staatliche Versorgungsheime abgeschoben. 1940 gehörten sie mit den jüdischen Patientinnen und Patienten aus den psychiatrischen Krankenhäusern und Heimen zu den ersten Opfern, die aus Hamburg abtransportiert und in der Gaskammer der Tötungsanstalt Brandenburg ermordet worden sind.

Im Juli 1941 kamen erstmals die „grauen Busse“ nach Alsterdorf. 70 Bewohnerinnen und Bewohner – für 400 waren vorher die Meldebögen nach Berlin geschickt worden – wurden zunächst in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn gebracht und wenig später in den Tiegenhof bei Gnesen abtransportiert. 69 von ihnen wurden in den nächsten Monaten durch Hunger und Medikamente ermordet.

Im August 1943 wurden auf Veranlassung von Pastor Lensch fast 500 weitere Bewohnerinnen und Bewohner abtransportiert, nachdem im Gegensatz zu 1941 die Selektionen für die Abtransporte direkt von den Ärzten der Alsterdorfer Anstalten durchgeführt worden waren:

Aus den Alsterdorfer Anstalten sind in der NS-Zeit insgesamt 630 Bewohnerinnen und Bewohner abtransportiert und in Tötungsanstalten verbracht worden.

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