Informationen zur Vitrine der Bugenhagenschule Alsterdorf

Im Januar 2019 hat eine größere Gruppe von Schüler*innen der Bugenhagenschule Alsterdorf aus Anlass des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus` am 27. Januar an einer Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz teilgenommen.

Unter anderem wurden in Krakau das frühere jüdische Ghetto und das Museum in der ehemaligen Schindler Fabrik besichtigt und in Auschwitz das Stammlager sowie das Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau.

Einige dieser Teilnehmenden haben einige ihrer während der Fahrt aufgenommenen Fotos für diese Vitrine zur Verfügung gestellt und dazu ihre Eindrücke und Gedanken formuliert. Für dieses Engagement gebührt Phil Eichblatt, Franka Fiedler, Till Grafe, Sanna Kellermann und Delal Öksüzoglu der Dank der Schulleitung.

„Das Vergessen der Vernichtung ist Teil der Vernichtung selbst.“

Jean Baudrillard (1929-2007), frz. Philosoph

Text: Delal Öksüzoglu

Kalt, eng, ekelhaft, dreckig, grauenvoll waren die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, als ich in die Schlafbaracken getreten bin. Keine Privatsphäre, unhygienisch, demütigend, unvorstellbar – das waren meine Gedanken, als ich die Toiletten gesehen habe, die die Juden damals – sowohl Männer als auch Frauen – benutzen mussten. Die Fakten, die wir über den Holocaust im Unterricht hören, kommen der Realität nicht nah. Wenn es mir schon beim Anblick des Konzentrationslagers so erging, kann ich mir nicht vorstellen wie die Juden, die dort „leben“ mussten, sich fühlten. Kein Mensch, außer betroffene Zeitzeugen, kann sich vorstellen wie Schlimm die Lebenssituation war und wie es den Juden erging. Es ist unvorstellbar, wie unmenschlich die Juden dort behandelt wurden. Als wir durch das Konzentrationslager Auschwitz gelaufen sind und uns alles angesehen haben, wurde ich so wütend. Wie konnten Menschen anderen Menschen, sogar Kindern, so etwas antuen? Ich glaube ich werde es nie verstehen. Der Ausflug war eine wichtige Erfahrung. Dieser Ausflug hat mir nähergebracht, wie schlimm der Holocaust war und, wie die Menschen behandelt und umgebracht wurden und dass dies niemals vergessen werden darf.

Text: Franka Fiedler

Wir waren Ende Januar in Ausschwitz. Der Jahreszeit entsprechend war es, trotz dicker Winterkleidung, extrem kalt. Über Nacht war sogar Schnee gefallen. Mich packt jedes Mal aufs Neue Fassungslosigkeit und Schrecken, wenn ich daran denke, dass die Gefangenen bei derartigen Temperauren nur dünn bekleidet und meist barfuß durch den Matsch getrieben wurden. Menschen, die völlig abgemagert und geschwächt irgendwann erfroren.
Auch wenn ich das Lager gesehen habe fällt es mir bis heute schwer zu begreifen, wie viel Grauen in diesem Ort steckt. Dort, wo Menschen wie Tiere gehalten und eingepfercht wurden, wo das Leben des Einzelnen keinen Wert hatte und jeden Tag hunderte starben.
Umso befremdlicher fand ich es zu sehen, dass auch in Auschwitz Menschen sich gegenseitig beistanden. Die Wände der Kinderbaracke waren bemalt und Botschaften in Holz geritzt. Für mich hatte das etwas seltsam „Schönes“. Es hat mir die Menschlichkeit an einem so unmenschlichen Ort gezeigt.

Text: Phil Eichblatt
Rose des Schreckens

Schlaf‘, Kindlein, schlaf‘!

Der Vater rackert hart,
die Mutter wird bald bei dir sein,
Ruh dich aus und schlaf bald ein

Schlaf‘, Kindlein, schlaf‘!

Am Himmel fliegt der Rauch vorbei
Die Sterne sind heut nicht dabei
Nur einen trägst du stolz und fein
Ich hoff, du hast nie Träumelein

Schlaf‘, Kindlein, schlaf‘!

Freunde werden wiederkommen
Entspanne dich und bleib besonnen
Der liebe Gott wird auf dich achten
Und dich jetzt mit Schlaf umnachten

Schlaf´, Kindlein, schlaf´!

Wenn morgen niemand bei dir ist
Versteck dich wo du sicher bist
Und schlaf ganz allein
Sehr stark musst du sein

In deinem Bett liegt eine Rose nun
Damit du kannst auf ewig ruhen
Wie konnte sowas nur geschehen
Von Menschen gegen Menschen gehen

Jetzt achtzig Jahre her ist es
Doch niemals das Leid los uns lässt

Und wir gedenken
Uns bleibt nichts als gedenken

Text: Sanna Kellermann

Ich weiß wie jeder andere, dass an diesem Ort (Ausschwitz) Schreckliches und Unmenschliches passiert ist. Doch bemerkte ich, dass ich das Leid der dort gestorbenen Juden nur in einer gewissen Weise nachvollziehen kann. Mir persönlich ist noch nie etwas Vergleichliches passiert, so dass ich nie wissen kann, wie sich die Menschen in Auschwitz gefühlt haben müssen. 

Ich kann nur versuchen, den Schmerz und die Trauer nachzuempfinden. Dadurch, dass ich kein Erlebnis habe, was in einer gewissen Weise diesem ähneln könnte, wusste ich häufig nicht bzw. weiß immer noch nicht, wie ich mich genau fühlen soll. Ich würde meine Gefühle, die ich habe, wenn ich über Ausschwitz rede oder daran denke, nicht als positiv beschreiben. Ich fühle eine Wut in mir, gegenüber den Nationalsozialisten  und frage mich wie man so etwas nur tun konnte. Aber zugleich bin ich nicht „traurig“, wenn ich an das Geschehene denke, weil ich die nötigen Zusammenhänge nicht ziehen kann.

Text: Till Grafe

Besonders die willkürliche Gewalt gegen die Insassen der Konzentrationslager war schlimm zu verarbeiten. Es musste keinen Regelverstoß geben, die Insassen waren schlicht der Skrupel und den Launen der Wärter ausgeliefert. Es gab kein Entkommen aus diesem Lager, die meterhohen Stacheldrahtzäune und breiten Minengräben machten es nahezu unmöglich, dieser Todesmaschinerie zu entfliehen.

Auf dem Bild machen die Toilettensitze noch einen einigermaßen sauberen Eindruck. Nach den Erzählungen unserer Fremdenführerin über die Toiletten wurde einem jedoch schlagartig schlecht. Die Anzahl an Krankheiten und der Schmutz, der dort überall wimmelte, dem sich die Insassen schutzlos ausliefern mussten, war schockierend.

Den Insassen wurde jegliche Art der Intimität und Privatsphäre genommen. Wie Tiere wurden sie im Grunde in diese Anlagen gepfercht.

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