Unter dem gekreuzigten Christus sind dargestellt:
- unbekannte Mutter
- Kind, das nach Alsterdorf gebracht wird
- Pastor Heinrich Matthias Sengelmann, der Gründer der Alsterdorfer Anstalten
- vermutlich Carl Koops, der erste Bewohner der Alsterdorfer Anstalten
- Jenny Sengelmann, die Ehefrau von Pastor Sengelmann, oder Maria aus Bethanien
- Johannes der Täufer
- Jünger Johannes
- Maria
- Martin Luther
- unbekannte Person
- Pastor Friedrich Lensch
- Elisabeth Lensch, Ehefrau von Pastor Lensch
- vermutlich Bruder von Pastor Lensch
- Alsterdorfer Schwester
- unbekannter Bewohner der Alsterdorfer Anstalten
Was ist das für ein Bild?
Das ist die ehemalige Altarwand der St. Nicolaus Kirche Alsterdorf. Das Bild wurde von Pastor Lensch entworfen und wahrscheinlich auch von ihm selbst angefertigt. Dafür hat er das frühere Glasfenster in der Altarwand zumauern lassen, das die Segnung der Kinder darstellte.
Das Altarbild wurde in einer Kratzputz-Technik Sgrafittohergestellt. Es wurde im Oktober 1938 zur 75-Jahrfeier der Alsterdorfer Anstalten enthüllt. In der Festgemeinde waren sehr viele der bekanntesten und wichtigsten Nationalsozialisten Hamburgs.
Was sagt dieses Bild aus?
Das Bild sendet zwei Botschaften:
Die eine Botschaft:
»Wir halten die Menschen mit Behinderung fest. Der Staat bekommt sie nicht.«
Die Menschen mit Behinderung, die in den Alsterdorfer Anstalten Hilfe suchen, werden gehalten. Sie werden von den Menschen ohne Behinderung zu Jesus und zur Zuwendung Gottes gebracht.
Die andere Botschaft:
»Die Menschen mit Behinderung sind anders. Sie sind nicht gleichwertig. Sie sind überzählig.« Drei von fünfzehn Menschen tragen keinen Heiligenschein. Es sind die Menschen mit Behinderung. Sie sprengen die heilige Zahl der Gemeinschaft der zwölf Personen. Sie können die Liebe und Zuwendung Gottes nicht direkt empfangen. Diese wird ihnen lediglich vermittelt von den Menschen ohne Behinderung, die sie betreuen.
Warum steht das Altarbild hier draußen?
Alle Menschen sind gleich – vor Gott und vor dem Gesetz. Alle Menschen haben Würde. Das gilt ohne Einschränkungen.
Das Altarbild missachtet diesen Grundsatz. Deshalb war es viele Jahrzehnte sehr verstörend, vor diesem Bild Gottesdienste zu begehen oder andere Feste zu feiern. Das Bild sollte aus der Kirche heraus.
Das geschah 2021.
Das Bild sollte aber auch nicht zerstört oder versteckt werden. Im Gegenteil. Es steht jetzt hier in aller Öffentlichkeit – als Mahnmal.
Es erinnert an den Ausschluss der jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner aus den Alsterdorfer Anstalten. Der Ausschluss erfolgte 1938 zeitgleich zur Einweihung des Bildes.
Und es erinnert an die vielen Menschen, die in den Alsterdorfer Anstalten lebten und 1941 und 1943 in den Tod deportiert wurden.